Schulterblick

In Schulterblick verdichtet Jen Weissenbacher ihre Auseinandersetzung mit dem Wesen des Blicks zu einem Moment maximaler Spannung. Die Darstellung eines Gorillas – monumental im Ausschnitt, direkt im Ausdruck – verzichtet auf jede Umgebung, auf jede Erzählung. Was bleibt, ist Präsenz.

Die Bildkomposition bricht mit klassischen Tierporträts: Der Gorilla wendet sich nicht dem Betrachtenden zu, sondern blickt über die Schulter zurück – wachsam, misstrauisch, vielleicht verletzt. In diesem Zwischenraum von Rückzug und Konfrontation liegt die emotionale Kraft des Werks.

Die Farbpalette – ein orchestriertes Zusammenspiel aus tiefem Violett, leuchtendem Cyan und glühendem Orange – erzeugt ein inneres Leuchten, das unter der Oberfläche zu brennen scheint. Das Fell ist nicht nur gemalt, sondern strukturiert wie eine topografische Karte – jeder Strich folgt einem Rhythmus, der organisch wirkt und zugleich abstrahiert ist.

Formal bewegt sich das Werk zwischen Realismus und magischem Pop – zwischen kontrollierter Naturbeobachtung und emotionaler Überzeichnung. Der Gorilla wird hier nicht als Tier gezeigt, sondern als Träger einer Haltung: Innehalten, Spüren, Sehen – ohne sich ganz zu offenbaren.